Kirche

Pfarrer Friedrich Brunn, der selbst erst 1846 mit 32 Familien aus der Landeskirche ausgetreten war und unter schwierigsten Bedingungen sein Amt in der Lutherischen Kirche ausübte, wurde von einigen, mit der Landeskirche unzufriedenen Gemündenern, eingeladen.

Nach Einführung der Preußischen Union war ihnen der stete Wechsel von unierten und lutherischen Pfarrern unrecht, sie wollten sich nur an die lutherische Fassung halten.

Pfarrer Brunn kam am 20. Juni 1850 zum ersten Mal nach Gemünden. Abends versammelte man sich unter der großen Linde mitten im Ort. Nach zwei weiteren Besuchen von ihm nahm er 153 Familien in die Evangelisch-Lutherische Kirche auf.

Die ersten Gottesdienste wurden in Privathäusern gehalten. Am 10. April 1865, wurde der Grundstein für unsere Kirche „Zum Heiligen Kreuz" gelegt. Im gleichen Jahr, am 12. November, wurde die Kirche geweiht.

Bewundernswert war, dass der gesamte Aufbau von Bauhandwerkern aus der Gemeinde unentgeltlich gestemmt wurde. Fast alle Kosten, die anfielen, wurden durch Spenden gedeckt. Bald wurde ein Pfarrhaus gebaut.

Als dem lutherischen Pfarrer auch der Religionsunterricht der lutherischen Kinder überlassen wurde, konnte 1899 noch ein Schulsaal angebaut werden. Es entwickelte sich ein reges Gemeindeleben.

Bei der Renovierung der Kirche 1914 wurde sie etwas verlängert und erhielt einen Glockenturm, der aber vorerst ohne Glocke blieb. Erst 1920 wurde eine Stahlglocke angeschafft, die 1934 durch zwei Bronzeglocken ersetzt wurde.

Während des 2. Weltkrieges mussten diese Glocken zur Waffenherstellung wieder abgegeben werden.

Immer wieder waren es Glieder der Gemeinde, die dafür sorgten, die Kirche instand zu halten. 1925 wurde der Innenraum durch Stuckarbeiten verschönert. Der Altarraum erhielt ein Fenster in Buntglas.

In Zeiten des Dritten Reiches ging das Gemeindeleben stark zurück. Die Aktivitäten in der Gemeinde und ihre Einnahmen ließen so nach, dass die Pfarrstelle der Gemeinde 1941 in eine Hilfspredigerstelle umgewandelt wurde.

Bald nach dem 2. Weltkrieg blühte das Gemeindeleben wieder auf. 1946 wurde die Kirche ausgemalt und erhielt einen neuen Altar. Aus Amerika erhielt die Gemeinde von der Missouri-Synode Hilfe und Unterstützung und konnte sogar eine Orgel mit pneumatischer Konstruktion anschaffen.

1950 feierte die Gemeinde ihr 100-jähriges Bestehen. Dabei wurden auch zwei neue Glocken in Gebrauch genommen. Am 16. Mai 1950, einem schönen Frühlingstag vor Himmelfahrt, wurden unter Posaunenklang und Lobgesang der Gemeinde die Glocken ins Gotteshaus gebracht. Am 1. Pfingsttag dieses Jahres wurden die Glocken geweiht.

Im Hinblick auf 100 Jahre Kirchweihe wurde 1965 die Kirche gründlich renoviert. Sie erhielt eine neue Kanzel und einen Altar aus schwarzem Diabas. Der Fußboden wurde erneuert und die teilweise schon schadhafte Malerei aus dem Jahre 1946 überstrichen.

In den 1980er-Jahren standen eine Renovierung des Kirchendachs und eine gründliche Innenrenovierung an. Höhepunkt war die Anschaffung einer mechanischen Pfeifenorgel. Auch die Außenanlage erhielt ein neues, schmuckes Gesicht.

Unsere Andresen-Orgel

„Wir brauchen eine neue Orgel.“ Zu dieser Erkenntnis kamen im Jahre 1983 die damaligen Organisten und der Kirchenvorstand. Die alte Orgel zeigte sich immer störanfälliger, die Reparaturkosten häuften sich.

Es spricht für den Mut des Kirchenvorstands, dass man mit den Planungen für ein so teures Projekt begann.

Drei Angebote verschiedener Orgelbauwerkstätten wurden geprüft.

Auf einer Rundreise, an der die Organisten, der Kirchenvorstand und interessierte Gemeindeglieder teilnahmen, wurden verschiedene Orgeln der Angebotsfirmen besichtigt.

Nach entsprechenden Beratungen mit dem Orgelsachverständigen Herrn Dr. Schwertner aus Heidelberg entschied der Kirchenvorstand, den Orgelbauer Andreas Andresen mit dem Bau zu beauftragen. Seine zuvor in Siegen gebaute Orgel überzeugte durch einen schönen Klang, handwerklich saubere Verarbeitung, eine ansprechende Optik und ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

Wie aber sollte der Betrag von etwa 130 000 DM aufgebracht werden?

Dies wurde durch verschiedene Aktionen möglich: Die Kirchenvorsteher ließen sich von allen Gemeindegliedern Spendenzusicherungen geben, die Orgelbauer wurden in der Gemeinde untergebracht und verköstigt, zwei neuwertige Register der alten Orgel wurden übernommen und ein Pfeifenbasar veranstaltet.

Der Auftrag wurde am 28.12.1984 mit einer Anzahlung von 40 000 DM erteilt. Mit dem Baubeginn Ende 1985 kam eine böse Überraschung, die Orgelbaufirma stand vor der Insolvenz. Der Kirchenvorstand stand vor der schwierigen Entscheidung, den Bau der Orgel weiter schrittweise zu finanzieren oder die Anzahlung verloren zu geben. Man entschied sich für den Weiterbau, jeder Bauabschnitt wurde einzeln abgerechnet, Material auf Rechnung der Gemeinde geliefert, fertige Elemente nach Gemünden gebracht, um sie vor möglichen Pfändungen sicherzustellen.

Am 24.07.1986 konnte die Orgel der Gemeinde übergeben werden. Dr. Schwertner stellte in einem Konzert das Instrument vor. Die neue Orgel ermöglicht mit 12 Registern eine vielseitige Verwendung, als Begleitinstrument für den Gemeindegesang, für Chor, Gesangs- und Instrumentalsolisten sowie als Konzertinstrument. Mit dem schönen Holzgehäuse und den glänzenden Zinnpfeifen ist sie zudem auch optisch ein Schmuckstück.

Nach einem Betrieb von 30 Jahren steht im Juni 2016 eine notwendige Orgelreinigung an.

Quelle: Festschrift "150 Jahre Kirchweihe"

SELK „Zum Heiligen Kreuz“

 Untere Kirchstr. 2

56459 Gemünden